Dr. Otto Drosihn (Beirat AWO-Mehrgenerationenhaus), Vinzenz Heggen (stellvertr. Landrat Kreis Paderborn), Mechtild Rothe (Vorsitzende AWO-Kreisverband), Festredner Franz Müntefering, Martin Pantke (stellvertr. Bürgermeister) und Ulla Hoentgesberg (Geschäftsführerin AWO-Kreisverband).
Solidarität kann nur von den Menschen kommen
„Seit hundert Jahren setzt sich die AWO für eine gerechte Gesellschaft ein, in der niemand ausgeschlossen wird“, sagte die AWO-Kreisvorsitzende Mechtild Rothe zur Begrüßung der zahlreichen Gäste der Feierstunde zum 100sten Geburtstag der AWO im Deelenhaus.
„Das Beispiel der AWO-Gründerin Marie Juchacz zeigt, dass auch einzelne Menschen etwas verändern können“, begann Franz Müntefering seine bewegende Festrede und ließ dann die Gründerjahre der AWO sehr unterhaltsam Revue passieren. Dabei flossen auch die eigenen Erinnerungen des früheren SPD-Parteivorsitzenden und Vizekanzlers mit ein. Seit hundert Jahren sei die AWO den Menschen verpflichtet, der Demokratie und der Solidarität. „Im Kaiserreich hatte man den Bedürftigen überheblich aus Barmherzigkeit geholfen“, so Müntefering. „Marie Juchatz dagegen sah darin eine Pflicht und das Recht der Menschen auf Hilfe.“ Bis heute sei das Konzept der AWO Hilfe zur Selbsthilfe auf Augenhöhe. Müntefering betonte, dass der Staat zwar für gerechte Verhältnisse sorgen könne, „Solidarität aber kann er nicht verordnen, die muss aus den Menschen und der Gesellschaft kommen.“ Wichtigste Handlungsfelder der Zukunft seien für ihn die Pflege, die flächendeckende Palliativversorgung und die Integration. Auf die Frage, was zu tun sei, damit es allen besser geht, können er nur antworten: „Fangt bei Euren Kindern und Enkeln an. Wir müssen bei jedem einzelnen Kind dafür sorgen, dass es die gleichen Chancen hat.“ Die Arbeit gehe weiter. „Marie Juchacz hat gezeigt: Man kann wirklich etwas bewegen –wir sind zwar nicht allmächtig, aber auch nicht ohnmächtig.“
In seinem Grußwort bedankte sich der stellvertretende Landrat Vinzenz Heggen bei der AWO für die gute Zusammenarbeit mit den Ämtern des Kreises, das vorbildliche Engagement und den jahrzehntelangen Einsatz für hilfebedürftige Menschen in Paderborn. „Hier wirken Ehrenamt und Hauptamt bei der Bewältigung sozialer Probleme mit.“ Durch das Engagement der Ehrenamtlichen entstehe eine beeindruckende Wertschöpfung, die die Arbeit der AWO noch wertvoller mache. „In Paderborn ist die AWO eine wichtige Säule der Stadt und ganz nah bei den Menschen“, bescheinigte der stellvertretende Bürgermeister Martin Pantke und bedankte sich für die langjährige zuverlässige Zusammenarbeit. „Die AWO wird auch weiterhin gebraucht“, betonte er, denn die Armut sei nach wie vor da. Beispielsweise gälten in Paderborn 17 Prozent der Kinder unter 18 als arm. „Lassen sie uns auch weiterhin gemeinsam daran arbeiten, die Schwachen zu stärken.“ Eine aktive Bürgergesellschaft sei der Kitt, der die Gesellschaft zusammenhält, betonte Dr. Otto Drosihn, vom Beirat des Mehrgenerationenhauses. „Im AWO Leo, der offenen Begegnungsstätte der AWO, kommen Menschen zusammen, um zu kommunizieren, sich zu engagieren und zu unterstützen – das ist heute und bleibt in der Zukunft extrem wichtig.“ Die Aufgabe sei groß. „Ich wünsche Ihnen viel Erfolg.“
„Wir machen weiter“, schloss Mechtild Rothe. Weil der Einsatz für Gerechtigkeit, Toleranz und Freiheit über nationale Grenzen hinausgehe, rief sie dazu auf, den Kräften mit nationalistischen, rassistischen und rechtspopulistischen Ideen eine klare Abfuhr zu erteilen und beherzten Einsatz für die offene und solidarische Gesellschaft zu zeigen.