Feierten das 25-jährige Jubiläum des AWO Betreuungsvereins (v.l.): Doris Fleischer (Betreuungsstelle Kreis Paderborn), Melanie Welslau (Betreuungsstelle Stadt Paderborn), Barbara Heusipp (Leiterin AWO Betreuungsverein), Mechtild Rothe (AWO-Kreisvorsitzende), Stefan Amsbeck (Betreuungsstelle Kreis Paderborn), Sybill Reinhardt (Betreuungsstelle Stadt Paderborn), Oliver Borauke (Abteilungsleiter Betreuungsstelle Stadt Paderborn), Marita Neumann (stellvertr. AWO-Kreisvorsitzende), und AWO-Kreisgeschäftsführerin Ulla Hoentgesberg.
25 Jahre AWO Betreuungsverein: Von der Entmündigung zur Selbstbestimmung
„Auch wenn es derzeit keinen Grund zum Jubeln gibt, einen Grund zum Feiern haben wir schon“, konstatierte Barbara Heusipp, Leiterin des AWO Betreuungsvereins, zu dessen 25jährigem Jubiläum. Zahlreiche Gäste waren ihrer Einladung zu einem Tag der offenen Tür beim AWO-Betreuungsverein in der Rathenaustraße 16 gefolgt, um sich über die Arbeit dort zu informieren.
„In den vergangenen 25 Jahren hat die Betreuungsarbeit den weiten Weg von der Entmündigung zur Selbstbestimmung zurück gelegt“, erklärte Heusipp. Mit der Ablösung des Vormundschaftsrechts durch das Betreuungsrecht 1992 seien die Rechte der Betroffenen erstmals deutlich gestärkt worden. „Heute kann über das Schicksal eines Menschen nicht mehr einfach nach Aktenlage entschieden werden.“ Allerdings hat das neue Gesetz auch einen dramatischen Anstieg der rechtliche Betreuungen mit sich gebracht: von 500.000 Vormundschaften 1992 auf fast 1,3 Millionen im Jahr 2015. „Deshalb führte das Betreuungsrechtsänderungsgesetz 1999 nicht nur Vorsorgevollmacht und Betreuungsverfügung ein, sondern verpflichtete die Betreuungsvereine auch, dafür zu werben.“
Die AWO habe Vormundschaften und Pflegschaften bereits seit 1983 geführt, berichtete Heusipp. „Anfangs mit einer Mitarbeiterin, die für bis zu 70 Personen zuständig war.“ 1986 nahm dann die „Abteilung für Vormundschaften und Pflegschaften“ in der ehemaligen Kasselertor-Schule ihre Arbeit auf. Mit der grundlegenden Reform des Betreuungsrechts entstand daraus 1992 der staatlich anerkannte AWO-Betreuungsverein. Mit dem rechtlichen Paradigmenwechsel haben sich auch die Aufgaben verändert. „Die Fallzahlen beschränken sich heute auf 50 Betreuungen je Vollzeit-Mitarbeiter“, so Heusipp. „Dafür gewinnen und beraten wir zusätzlich noch die ehrenamtlichen Betreuer.“ Seit 1995 hat der AWO-Betreuungsverein seinen Sitz in der Rathenaustraße 16. „Hier führen derzeit neun hauptamtliche Betreuer, unterstützt von zwei Verwaltungsangestellten, insgesamt rund 300 Betreuungen.“
Für die Zukunft habe sie allerdings noch Wünsche, betonte Heusipp. So seien die Vergütungssätze seit 2005 nicht mehr erhöht worden und der Verein arbeite bei stetig steigendem Arbeitspensum nicht mehr kostendeckend. „Wir brauchen in sehr naher Zukunft unbedingt eine adäquate Anpassung der Betreuungsvergütung – auch damit wir wieder mehr Zeit für die persönliche Betreuung haben.“ Wünschenswert sei außerdem eine bessere Akzeptanz der Betreuungsarbeit.“
Da kam es gerade recht, dass die AWO-Kreisvorsitzende Mechtild Rothe in ihrem Grußwort einen Lichtblick am Horizont verkünden konnte: Gerade hat der Bundestag einen Gesetzentwurf angenommen, in dem die pauschalen Stundensätze der Betreuer erhöht werden. „Das muss zwar noch ratifiziert werden, ist aber ein wichtiger Schritt nach vorn“, so Rothe. Sie bedankte sich bei den Kooperationspartnern von Stadt und Kreis für die konstruktive Zusammenarbeit. Abschließend dankte sie auch den Mitarbeitern des Betreuungsvereins, „die trotz der Schwierigkeiten unermüdlich im Einsatz sind, für Menschen, die ihre Hilfe und ihre Zuwendung brauchen.“