Willkommene Abwechslung: Der 80jährigen Antonius Mühlenkamp freut sich, dass Anna Reller ihn zu einem der regelmäßigen Arztbesuche abholt.
Bundesfreiwilligendienst bei der AWO: „Geschützter Einblick in das Arbeitsleben“
„Hier ist kein Tag wie der andere, da muss man schon flexibel sein“, berichtet Anna Reller. „Die Arbeit ist sehr abwechslungsreich und wir haben mit vielen unterschiedlichen Menschen zu tun.“ Die 19jährige beendet Ende August ihren einjährigen Bundesfreiwilligendienst (BFD) bei der AWO mit vielen neuen Erfahrungen und gestärktem Selbstvertrauen.
Gemeinsam mit den drei anderen Freiwilligen hat sie beim AWO Pflegeservice zuhause ein Jahr lang persönliche Fahrdienste übernommen, Essen gebracht und kleine Hilfestellungen in den Haushalten der Kunden geleistet. Für den BFD hat Anna Reller sich entschieden, weil sie nach dem Abitur noch nicht genau wusste, was sie studieren will. „So habe ich einfach noch etwas Bedenkzeit gewonnen.“ Doch auch persönlich hat der Dienst sie weitergebracht. „Ich bin viel selbstständiger“, sagt sie. „Einfach weil man hier vieles allein machen muss und Verantwortung übernimmt.“ Das BFD-Jahr bei der AWO empfindet sie als große Bereicherung und würde es immer weiter empfehlen. „Man lernt viel in dieser Zeit und wird reifer.“
Für den 80jährigen Antonius Mühlenkamp, der seit einem Herzinfarkt vor zehn Monaten kaum noch laufen kann, sind die „netten jungen Leute“ nicht nur eine Hilfe, sondern auch eine Freude. „Durch die Haushaltshilfe des AWO Pflegeservice kann ich weiter in meiner Wohnung bleiben“, sagt er. „Eine besonders schöne Abwechslung aber ist es, wenn Anna mich abholt, um mit mir Besorgungen zu machen.“
Mit den Freiwilligen werden bei der AWO keine Fachkräfte, eingespart, sondern zusätzliche Hilfestellungen für ältere und behinderte Menschen geleistet. „Der Bundesfreiwilligendienst ist wie ein geschützter Einblick in das Arbeitsleben“, erklärt Marina Haffner vom AWO Pflegeservice zuhause. „Die jungen Leute werden bei uns nicht nur entsprechend ihrer Ziele und Neigungen eingesetzt, sondern auch intensiv betreut.“ Aus den regelmäßigen Reflexionsgesprächen weiß sie, dass diese Zeit außerdem die persönliche Entwicklung fördert. „Die Freiwilligen lernen bei uns nicht nur selbständiges Arbeiten und den Umgang mit immer wieder neuen Menschen“, so Haffner. „Weil sie sich gemeinsam um ihre Kunden kümmern, müssen sie außerdem im Team zusammenarbeiten und Verantwortung übernehmen.“
Außer in der Seniorenbetreuung bietet die AWO den Bundesfreiwilligendienst im Rahmen der Offenen Ganztagsschule bei der Arbeit mit Kindern an sowie im Mehrgenerationenhaus AWO Leo in der Begleitung und Weiterentwicklung des internationalen Sprachcafés, der Weitervermittlung von Flüchtlingen an andere Einrichtungen und der Entwicklung und Durchführung von Freizeitangeboten für Flüchtlinge. Für den Dienst ab dem 1. August oder 1. September können sich junge Menschen jetzt noch bei der AWO bewerben. Info und Kontakt unter 05251/282822.
Freiwillig engagieren
Der Bundesfreiwilligendienst (BFD) und das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) sind Freiwilligendienste im sozialen Bereich. Junge Menschen haben hier die Möglichkeit, sich sozial zu engagieren und besondere Erfahrungen zu sammeln. Für junge Menschen unter 27 unterscheiden sich BFD und FSJ nur sehr geringfügig in der Organisation und Vertragsgestaltung. Mitmachen kann jeder nach Erfüllung der Schulpflicht – beim FSJ bis zu einem Alter von 27 Jahren, beim BFD ohne Altersbegrenzung. Der Freiwilligendienst dauert je nach Vereinbarung zwischen sechs und 18 Monate. Junge Menschen können zwar jederzeit einsteigen, normalerweise beginnt der Dienst jedoch zum 1. August oder 1. September. Die Freiwilligen sind sozialversichert, haben einen Anspruch auf Urlaub und erhalten ein Taschengeld. Neben einer besonderen Begleitung durch die jeweilige Einrichtung gehört zum Freiwilligendienst auch die Teilnahme an Seminaren. Die AWO Paderborn bietet BFD- und FSJ-Stellen in der Sozialstation „Pflegeservice zuhause“ und in der Offenen Ganztagsschule an.